Bürgerinfo - Stadt Forst (Lausitz)

Vorlage - SVV/0391/2022  

 
 
Betreff: Bestätigung der Ausführungsplanung für die Sanierung der Schmutzwasserableitung Gubener Straße in Forst (Lausitz), Teilabschnitt Alsenstraße bis Kläranlage
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Frau Petra Köhler
Federführend:Eigenbetrieb Städtische Abwasserbeseitigung Forst (Lausitz) Bearbeiter/-in: König, Ute
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bauen und Vergabe Vorberatung
10.02.2022 
26. Sitzung des Ausschusses für Bauen und Vergabe ungeändert beschlossen   
Haupt- und Wirtschaftsausschuss Entscheidung
16.02.2022 
17. Sitzung des Haupt- und Wirtschaftsausschusses ungeändert beschlossen   
Anlagen:
Blatt Nr.2 Gesamtübersicht Bearbeitungsgebiet
Querschnitt_AP_A3_1_1

Beschlussvorschlag:

 

Der Haupt- und Wirtschaftsausschuss bestätigt die Ausführungsplanung für die Sanierung der Schmutzwasserableitung Gubener Straße in Forst (Lausitz), Teilabschnitt Alsenstraße bis Kläranlage.


Erläuterungen:

 

Der hier beschriebene Schmutzwasserkanal ist der „letzte Kilometer“ des zentralen Schmutzwassersystems der Stadt Forst (Lausitz) vor der Kläranlage. Der Hauptsammler wurde vor über 100 Jahren als gemauertes Maulprofil aus Kanalklinkern in der Dimension 1.800/1.400 mm hergestellt.

Rückläufige Schmutzwassermengen in Verbindung mit dem vorhandenen überdimensionierten Kanalprofil führen zu verstärkten Ablagerungen von organischen und anorganischen Sedimenten.  Insbesondere während Trockenwetterperioden treten in den abgelagerten organischen Sedimenten Fäulnisprozesse auf. Die entstehenden Faulgase treten im Grobrechengebäude aus dem Kanal bzw. im Kanalnetz über die Belüftungsöffnungen der Schächte aus. Die hohen Schwefelwasserstoffgehalte  wirken sich negativ auf die Bausubstanz und die installierte Maschinentechnik aus und führen zu einer Häufung von Grenzwertüberschreitungen der maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen von  Schwefelwasserstoff in den Betriebsgebäuden der Kläranlage und  zu  spürbaren Geruchsbelästigungen in der Gubener Straße. Bei einer Überschreitung der maximalen Arbeitsplatzkonzentration können die Anlagen der Kläranlage nicht mehr betreten werden. Die Betriebssicherheit der Kläranlage ist während dieser Situationen eingeschränkt. 

Zusätzlich führen die abgelagerten und angefaulten Sedimente insbesondere während einer hydraulischen Stoßbelastung zu einer Beeinträchtigung der biologischen Reinigungsprozesse der Kläranlage, da sich die angefaulten Sedimente toxisch auf eine Biozönose auswirken. 

PIC_0127

Abbildung 1: Kanalabschnitt im Regelbetrieb

 

Um Kanalsysteme regelkonform zu betreiben, müssen diese den Anforderungskriterien Dichtheit, Standsicherheit und Betriebssicherheit genügen.

Mit den beschriebenen Problemen ist die Betriebssicherheit im betrachteten Kanalabschnitt und auf der Kläranlage nicht gegeben. Die erforderlichen Maßnahmen einer regelmäßigen Grundberäumung und die Risiken der negativen Beeinflussung der biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage stehen einer dauerhaften Leistungsfähigkeit der abwassertechnischen Anlagen entgegen.

Eine 2011 durchgeführte Begehung ergab im Weiteren Hinweise darauf, dass durch Mörtelverluste in den Fugen bzw. Klinkerausbrüchen und Rissbildungen auch die Dichtheit und Standsicherheit des Systems beeinträchtigt sein kann.

Weitergehende Untersuchungen bestätigten die Annahmen zu Dichtheit und Standsicherheit des Systems nicht. Da jedoch nur punktuelle Analysen möglich sind, ist eine sichere Aussage für das Gesamtsystem ingenieurtechnisch nicht möglich.

Im Ergebnis ist der dringende Handlungsbedarf festzustellen.

Aufgrund der bereits erfolgten Erneuerung der Fahrbahn und der Lage im Bereich der LCKW-Grundwasserschadstofffahne ausgehend von der ehemaligen Textilreinigung in der Blumenstraße 2 werden Sanierungsmaßnahmen mit geringem Eingriff in die vorhandenen Oberflächen und das Grundwasser untersucht.

 

Als Sanierungsziele sind festgelegt:

-          Verbesserung der Hydraulik

-          Verbesserung der Statik

 

Folgende Varianten einer möglichen Sanierung wurden betrachtet:

Auskleidung des vorhandenen Profils

- Varianten:   Schlauchliner

- Vorteile:  Verbesserung der Statik

   kurze Bauzeit

   Abwasserlenkung für Trockenwetterzufluss

   geringer Eingriff in Örtlichkeit

   einfacher Anschluss der GAL an den sanierten Kanal

   einfacher Anschluss der vorhandenen Schächte an den sanierten Kanal

- Nachteile:  • Beibehaltung des Abflussprofils

   nur geringfügige Verbesserung der Hydraulik (Reduzierung Abflussbeiwert)

   geringe Fließgeschwindigkeiten bleiben erhalten

 

 

Kurzrohrlining

- Varianten:  • Kreisprofil GFK

- Vorteile:  • Verbesserung der Statik

   Reduzierung Abflussquerschnitt, damit Erhöhung Fließgeschwindigkeit

- Nachteile:  • Lagesicherung im Maulprofil

   Anschluss der GAL und der Schächte an das Lining- Rohr

   Auftriebssicherung während der Ringraumverfüllung

  ngere Bauzeit

   Abwasserlenkung muss Mischwasseranfall berücksichtigen

   größere Baugrube(n) als beim Schlauchlining oder Wickelrohrverfahren

 

 

Teilauskleidung

- Varianten:  • Halbschale  GFK

- Vorteile:   GAL und Schächte bleiben wie vorhandenen erhalten

   geringerer Materialverbrauch Dämmer

   einfache Auftriebssicherung während Ringraumverfüllung durch Auflast

   Kanalhöhe bleibt in Rohrachse erhalten, günstig für Begehung

 

- Nachteile:   keine Verbesserung der Statik des Altrohres

   Mauerwerk bleibt im Kämpfer- und Scheitelbereich unverändert

   hoher Anteil Handarbeit

   alle Stöße müssen manuell laminiert werden

   Dehnungsfugen erforderlich, regelmäßige Wartung

   Abwasserlenkung muss Mischwasseranfall berücksichtigen

   größere Baugrube(n) als beim Schlauchlining oder Wickelrohrverfahren

 

In der Abwägung der Sanierungsziele wurde die Ausführung eines Schlauchliners ausgeschlossen. Hier kann das Ziel der Verbesserung der Hydraulik nicht erreicht werden.

Die Ausführung einer Teilauskleidung ist mit geringeren technischen Risiken gegenüber eines Rohreinzuges verbunden.  Dieser Vorteil ist in Bezug auf die Zielsetzung der Verbesserung der Rohrstatik geringer zu bewerten. Auch sind bei annähernd gleichen Baukosten die anzunehmenden Unterhaltungskosten der Dehnungsfugen und der höhere Aufwand der Reinigung des größeren Profils nachteilig. Weiterhin ist von einer zukünftigen Mauerwerkssanierung auszugehen.

Im Ergebnis der Abwägung erfolgt die Sanierung mittels Kurzrohrlining. Mit dem Einzug der Kurzrohre verbessern sich die Abflussverhältnisse durch Reduzierung des Fließquerschnittes und Erhöhung der Fließgeschwindigkeit. Statisch ist das Einzugsrohr wirksam.

Die Dimensionierung ist mit DN 1000 festgelegt und entspricht der Bemessung der Kläranlage.

Mit der Sanierung erfolgt eine Optimierung der Hydraulik des Zulaufkanales auf der Kläranlage in offener Bauweise.

Die Rohre werden in den Altkanal MA 1800/1400 eingezogen, miteinander verbunden, in ihrer Lage positioniert und gegen Auftrieb beim Verdämmen gesichert.

In den Einziehbaugruben wird ein neuer Schacht errichtet.

Mit dem Einzug der Rohre sind die Grundstücksanschlussleitungen sowie die vorhandenen Schächte an den neuen Kanal anzubinden.

Innerhalb der Haltung auf dem Klärwerksgelände wird ein neuer Schacht errichtet. Von dort erfolgt ein Ersatzneubau auf neuer Trasse mit Anschluss an den vorhandenen Kanal DN 1000.

Alle Schachtneubauten werden als Tangentialschächte DN 1000 ausgeführt.

Die Ausführung der Bauleistungen erfordert eine komplexe Abwasserlenkung zur Freihaltung des zu sanierenden Kanalabschnittes. Aufgrund der technischen Grenzen der Anlagen zur Abwasserlenkung erfolgt die Ausführung in zwei Bauabschnitten. In Hinblick auf die Verkehrslenkung im Zeitraum der Bauausführung ist die Abschnittsbildung ebenfalls positiv zu bewerten. Der Baubereich wird für den öffentlichen Verkehr voll gesperrt und über eine Umleitung geführt.

 

Für die gesamte Schmutzwasserableitung ergibt sich folgender Leistungsumfang:

 

Sanierung Schmutzwasserkanal Kurzrohrlining

1. TA: Schacht 01213S023 Schacht 02550S_KA1 333 m

2. TA: Schacht 02550S015 Schacht 01213S023 332 m

 

Neubau Schmutzwasserkanal (Bestandteil 1. TA)

1. TA: 30 m DN 1000, GFK

 

Sanierung von 10 Schächten:

1. TA:  2 Schächte „Schacht-in-Schacht“

  3 Schächte: Neubau, davon 2 Stück innerhalb der Neubaustrecke DN 1000

2. TA:   5 Schächte „Schacht-in-Schacht“

  1 Schacht: Neubau (01213S021)

 

 

In den beiliegenden Plänen – Ausführungsplanung - sind die Leitungstrassen und der anzunehmende Querschnitt dargestellt.

 

 

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

 

FINANZIELLE ABSICHERUNG DER AUSGABEN BEI LEISTUNG UND SACHKONTO:

 

Gesamtkosten der Maßnahme (Anschaffungs- und Herstellungskosten einschließlich Umsatzsteuer)

Zur Verfügung stehende Mittel (Haushaltsansatz, Ausgabereste, Sollüber-träge, genehmigte über-/außerplanmäßige Ausgaben, Verpflichtungsermächtigungen)

davon bisher angeordnet oder verfügt (einschließlich Bestellungen)

1.530.000,00

EUR

Pos. 36 760.000,00 + VE

2023 945.000,00

EUR

115.335,70

EUR

hrliche zusätzliche Folgekosten:

 

EUR

Stellungnahme Kämmerei
überprüft und richtig:

Stellungnahme des Rechnungsprüfungsamtes
Gegen den Vergabevorschlag bestehen - keine - Bedenken.

 

 

 

 

 

 

 

Datum, Unterschrift

 

 

Datum, Unterschrift

 

 


Anlagen:

 

-          Gesamtübersichtsplan Ausführungsplanung Blatt 2

-          Querschnitt Ausführungsplanung Blatt 9.1

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Blatt Nr.2 Gesamtübersicht Bearbeitungsgebiet (1864 KB)    
Anlage 2 2 Querschnitt_AP_A3_1_1 (853 KB)